Stress tötet Mitgefühl?

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Stress tötet Mitgefühl?

Es sollte keine Überraschung sein, dass sich die Fähigkeit mitzufühlen und Empathie zu empfinden, mit zunehmendem Stress verringert.
Im Stress setzt man sich unter Druck und stellt größere Anforderungen an sich selbst und andere. Je höher der Stresslevel steigt, desto mehr sinkt die Rücksicht und Fürsorge für andere Menschen. Neuere Studien weisen nach, dass auch die Aufmerksamkeit für das soziale Umfeld bedeutend abnimmt. Permanenter Stress macht uns selbstbezogener, egoistischer.

In Experimenten an Mäusen und Menschen haben amerikanische Forscher herausgefunden, dass durch ein Medikament, mit dem Stress-Hormone blockiert wurden, sich die Fähigkeit erhöhte, Schmerzen von anderen zu „fühlen“ (eine Schlüsselkomponente der Empathie). Man hat bemerkt, dass der Stresslevel bei Mäusen besonders dann anstieg, wenn sie sich in der Nähe eines Fremden aufhielten (sozialer Stress). Wurden nun die Stresshormone blockiert, war die Reaktion auf fremde Mäuse, die gleiche wie mit ihren „nicht- fremden“ Käfiggefährten.
In einem zweiten Versuch wurden Menschen aufgefordert, den Schmerz eines Partners zu bewerten, wenn dieser seine Hand in Eiswasser hielt. Auch hier zeigte sich eine größere Empathie (bes. gegenüber Fremden), wenn die Probanden mit Stress-Hormon-Blockern behandelt wurden. Sie berichteten über eine größere Erfahrung von Schmerz und zeigten deutliche Reaktionen (gequälter Gesichtsausdruck und Körperbewegungen).

Diese Ergebnisse machen deutlich, dass Stress eine wichtige Rolle dabei spielt, wie wir in sozialen Situationen reagieren und welch hervorragende Bedeutung Körpertherapie und Körperpädagogik, insbesondere Shiatsu, in einer „Zeit-Druck-Stress-Leistungs-Gesellschaft“ haben sollten.

Aus meiner eigenen Shiatsu Erfahrung und in der Beobachtung von Shiatsu PraktikerInnen in unzähligen Kursen und Seminaren der ShenDo Shiatsu Ausbildung hat sich immer wieder gezeigt, dass TeilnehmerInnen ihre Alltagsstressbelastung in die Kurse mitbrachten. Die meisten fühlten sich unsicher und ängstlich im Umgang mit anderen. Zwar kamen alle zum Shiatsu-Kurs, um zu berühren und berührt zu werden, aber die Berührung eines Fremden baute oft noch mehr Unsicherheit und innere Spannung auf.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse der oben genannten Versuche konnte ich durch zwei bemerkenswerte Beobachtungen unterstützen:

1. Der Stresslevel veränderte sich sehr schnell, wenn die TeilnehmerInnen lernten, durch Körper- und Atem-Übungen ein Bewusstsein für ihren eigenen Körper herzustellen. Im Qi Gong sagen wir dazu: Den Geist im Körper verankern. Im Hier und Jetzt des Augenblicks den Atem spüren… etc.

2. Je mehr sich die Shiatsu-Lernenden während einer Behandlung um ihre Partner kümmerten, sie mit herzlicher Anteilnahme und mitfühlend berührten, desto deutlicher kamen sie selbst aus ihrem eigenen Stress-Geschehen heraus.

Wir haben herausgefunden, dass sich ca. 90% unserer ShenDo Shiatsu PraktikerInnen erheblich besser fühlten, nachdem!!! sie eine Behandlung gegeben hatten. Sie empfanden sich durchweg „ruhiger“, „friedlicher“, „mehr in der Mitte“, „wie nach einer Meditation“, „energetischer“, „gelassener“, sogar „wie aufgeladen“ etc.

So scheint Shiatsu für viele Praktizierende von großem eigenen Nutzen zu sein. Das Behandeln selbst ist für sie „Therapie“ geworden. Achtsames Mit-Fühlen und Ein-Lassen auf den Klienten (wesentliche Bausteine von Shiatsu) hat sie zufriedener, lebendiger und erfolgreicher in ihrem sozialen Umfeld gemacht. Ihr Leben ist gesünder geworden.
Da ShenDo Shiatsu jeder anwenden kann, der Freude an der Berührung hat, könnte es auch in allen Wohnzimmern, Schulen, Kindergärten und Altenheimen Deutschlands das soziale Miteinander entspannter und liebevoller machen.
Nicht das Shiatsu-Geben macht Stress… sondern Stress verschwindet beim Shiatsu Geben!

Gayaka Backheuer

Siehe auch: „Time out statt Burnout“, ein Ferien-Seminar mit Gayaka Backheuerwww.villamiramonte.eu